Ich bin seit Mittwoch in Marseille.
Auf der Fahrt hierhin bin ich mehrfach in Tränen ausgebrochen, aus einer Erschöpfung raus, die ich so noch nicht erlebt, erfahren, gespürt hatte. Und vielleicht auch aus einer Traurigkeit heraus. Einem Verstehen auf einem anderen level, einem Mitleid, und zwar dieses Mal für mich. Kein Selbstmitleid im deutschen sinne, sondern: self-compassion. Interessant wie die deutsche Sprache kein Wort dafür hat … wie passend auch.
Bis Baden-Baden und den Umstieg auf den TGV war ich wie neben mir, verzweifelt, so, dass ich nur nach Hause wollte, auf mein Sofa und da unendlich lange schlafen. Nur noch schlafen. niemanden mehr sprechen, nie wieder telefonieren mit Menschen die nur unterwegs mit nervigen Hintergrundgeräuschen telefonieren können, keine Messages mehr schreiben weil ich denke ich muss, einfach NICHTS.
leave me the fuck alone. Hört aus an mir zu zerren, ich habe nichts mehr zu geben.
Aber: ich sass in einem überfüllten, unterkühlten, grauen sehr deutschen ICE… Wie auf auto Pilot hatte ich es geschafft. mit Auto nach Prenzlauer Berg, dann zu fuss mit Rollkoffer über die Brücke zum Gesundbrunnen, Buch gekauft, und in den IcE gestiegen.
Am Tag davor war ich auf dem Weg aus Althüttendorf in ein Unwetter geraten. Die Autobahn war schwarz vor Regen, sehen konnte ich ausser dem Rücklicht des LKWs vor mir, nichts.
Nichts. Dass ich keine Panikattacke hatte war pure Überlebensstrategie.
Das hat mir die letzte Energiereserve die ich hatte gekostet.Ich wusste vorher nicht was es bedeutet alle zu sein. Fertig. k.o.
Nix mehr da. Nix mehr zu geben.
In Marseille angekommen, mit 45 Minuten Verspätung, Nachts bei 30 Grad, bin ich zu Fuss zu meinem Airbnb, weil ich zu erschöpft war mir einen Uber zu organisieren …Dann hoch 4 Etagen, Wendeltreppe.
Zwei Tage habe ich gebraucht bevor der Tunnelblick, die Übelkeit und das Wanken beim Gehen weg waren.
Ok bin ich noch immer nicht. Doch, so ein bisschen.
Aber ich habe keine Angst mehr nicht mehr wach zu werden wenn ich schlafe …
Schwimmen im offenen Meer von einem Boot aus hat geholfen.
Kontakt mit Fremden hat geholfen.
Merken was ich mir entsage um zu gefallen tut weh und hilft. Und damit aufhören hilft.
Ich bin wütend. Das ist gut. Und ich weine. Ein anderes Weinen. Es ist wichtig zu weinen. Ich muss weinen. Ich habe viel worüber ich weinen kann und endlich mal sollte.
Bücherläden voller junger Menschen die sich für Literatur interessieren helfen.
Lesen hilft.
Ich identifiziere mich das erste Mal seit mehr als einem Jahr, nein, seit Jahren, wieder mit dem Wort Künstlerin.
Denn das bin ich.
Noch immer. Wieder.
Ich hatte mich verloren.
Ich bin wieder auf der Suche. Dieses Mal nach mir.
Und: Wenn ich Dir dabei zufällig begegne ich das schön.
Wenn nicht dann ist das so.
Ich möchte mich nie wieder so verlieren. für niemanden.