Einsame Entscheidung

Ich habe ein Entscheidung getroffen, die ich innerlich wohl schon getroffen hatte, mir es jedoch noch nicht ganz eingestanden hatte … (eine gute Therapiestunde und plötzlich weiss ich was ich schon längst wusste …)
Eine Entscheidung, die Konsequenzen hat, für mich. und nur für mich.
Die Einsamkeit von Entscheidungen treffen ist mir dieses Mal so richtig heftig bewusst geworden. Dass es um mein Leben geht und dass zwar Menschen um mich rum sagen: ja, ist richtig so, oder, ja, du warst da schon lange unzufrieden, oder auch, oh krass aber gut … schlussendlich muss nur ich alleine mit den Konsequenzen ok sein.
Das klingt so banal und ist nichts Neues. Und doch fühle ich es dieses Mal auf einer tiefen Ebene, gibt es kein ausweichen, kein auffangen, keine Einbetten in etwas weiches Ablenkendes.
Es ist meine Entscheidung und sie hat Konsequenzen für mein Leben und ich bin es alleine, die damit ok sein muss.
Puh.
Und. Es ist ok. Bis jetzt. Ich gehe durch viele unterschiedliche Emotionen und immer wieder kommen zwischendurch Momente einer tiefen Ruhe.  Eines aufgeräumt Fühlens.
Gestern Vormittag eine krasse Traurigkeit und gleich der Versuch mir und anderen Vorwürfe zu machen, weil mein Reflex war: wenn ich mich traurig fühle dann bedeutet es dass ich mich “falsch” entschieden habe. Und dann bin ich innerlich weiter gegangen. Und habe gespürt: nein, das ist eine andere Traurigkeit, das ist die Traurigkeit, die jetzt Platz bekommen darf wo ich die Entscheidung getroffen habe. Die Traurigkeit über einen “Verrat” und all das was damit wieder hochgekommen ist. Etwas Ur-Altes sehr Tiefes, eine alte Verletzung aus meine Kindheit / Jugend, ein Verrat den meine Mutter an mir beging und der machte, dass ich mir geschworen hatte nie wieder irgend jemanden zu vertrauen und mich zu zeigen.
Dass mir ein ähnlicher Verrat in dem Kontext meiner Ausbildung wieder begegnete, inklusive meiner daraus folgenden Scham mich gezeigt zu haben und mich jemanden ein wenig anvertraut zu haben, das darf ich jetzt anfangen zu verarbeiten und auch zu zulassen, dass ich tief gekränkt, nein, vielleicht auch wirklich verletzt bin.
Und nein, ich gehe nicht immer wieder dahin zurück wo ich nicht gewollt bin und verletzt werde. Ich bin keine 13 mehr und ich kümmere mich um mich.
Und, einfach ist es nicht und ich bekomme immer wieder seit Vorgestern grosse Einsamkeitsgefühle.
Und ich weiss, so ist das Leben. Ich bin alleine mit dem was ich tue und entscheide. Und ich darf diese Entscheidung für mich treffen. Dass ich bis jetzt keine Antwort bekommen habe, das muss ich von mir fern halten und nicht anfangen zu interpretieren … 

ich mache da weiter wo ich vor Jahren aufgehört habe.
Es sind keine Wunder passiert in der Zwischenzeit.
Und: es ist ok.
Ich kann mich nicht weiter entwickeln wenn ich nicht weiter mache.
Aufhören mich selber schlecht zu machen, mich zu „shamen“ damit ich den anderen denen ich unterstelle, dass sie es gerne tun würden, zu vor komme.
Unter dem Motto; ja ich weiss meine Kunst ist keine.
Diese Stimme darf jetzt mal schweigen.
Wenn ich Lust habe zu fotografieren dann ist das mein ding. Meins. NUR meins. Es geht niemanden was an. Wem es gefällt: schön. Und auch das ist schlussendlich nicht so wichtig.
Ich nehme mir das zurück, was mir meine innere Stabilität gibt. Das, was ich mir habe nehmen lassen. Das was ich mir selber verweigert habe. Als eine Art Strafe. Für was? ich weiss es nicht. Irgendwann habe ich das, was mir immer wieder vermittelt wurde geglaubt. Und meinem Gefühl nicht mehr geglaubt. Und dann war es vorbei mit der Lust, der Neugierde, dem einfach machen.
Ich beschütze das was mir wertvoll ist jetzt.
You can look, but you cannot touch.

genug

ich bin stadtmüde.
und ich nehme dieses Gefühl ernst.
seit Monaten versuche ich es zu Überfühlen. also, mir einzureden wie toll es ist in Berlin zu sein. Kunst, Kultur, viele unterschiedliche Menschen, party … und: nein. ich habe keine Lust mehr. Es gibt mir nichts.
Konsum. Konsum. Konsum. nirgendwo sitzen ohne was zu kaufen vorher. Asphalt. Dreck. zu viele Menschen. zu laut. zu viel. und: ich bin dazu noch gelangweilt.

und: es ist ok so. ich bin erleichtert zu sagen: ich will es anders. ich wünsche es anders. und ich werde etwas fundamental verändern müssen.
ich brauche mir nichts mehr vormachen und niemandem etwas beweisen.

ich liebe es in der Natur zu sein. ich liebe Wasser, Ruhe, Bäume, Tiere, das Gefühl abends wenn ich den ganzen Tag draussen war und mich bewegt habe, die Luft, diese andere Art der Müdigkeit. Ja, Landleben kann scheisse sein. Ja: und ich brauche Natur und mehr Wildnis in meinem Leben. Viel mehr.

enough is enough.
und das gilt für so manches in meinem Leben.

gestern sagte ich: ich mache MIR MEIN LEBEN jetzt schön.

Kinder
habe ich nicht.
Ich bin ok damit.
Und …
Manchmal wenn zufällig ein kleines Kind mit mir spielen möchte,
die kleinen Hände, Beine, Füsse auf mir rumkrabbeln möchten,
ein kleines lebendiges Wesen auf meinen Rücken klettert
Dann haut mich das um. 

In Marseille, bei einer Bootstour bei der wir auf offenem Meer vom Boot schwimmen konnten, hat ein kleines 6 jähriges Mädchen ihre Eltern angebettelt auch ins Meer zu dürfen. Die Eltern wollten nicht schwimmen, der Vater war seekrank, der Mutter war das Wasser zu kalt (lauwarmes Mittelmeerwasser) und dann haben die Eltern mich gefragt ob ich mit der Kleinen schwimmen würde und auf sie aufpassen würde. Ja. Würde ich.
wir waren fast eine Stunde zusammen im 7 Meter tiefen Meer, und die Kleine hat irgendwann angefangen an mir zu zerren, auf meinem Rücken mitzuschwingen, mit mir im Meer zu spielen. Es hat mich irgendwo so tief bewegt, diese Lebendigkeit, das Vertrauen, das Offene, und dann diesen kleinen lebendigen Körper … in dem Moment merkte ich, ja, es wäre schön gewesen wenn …
Ein unverdautes Thema.
Niemand möchte mit mir darüber reden. Und ich weiss nicht wieso. Wenn das damals geklappt hätte und ich keine Fehlgeburt gehabt hätte wäre sie jetzt 16. Ja, klar, ich wäre nie aus dieser furchtbaren Beziehung rausgekommen, und ich wäre wahrscheinlich eine nicht-gute Mutter gewesen und es hätte mich wahrscheinlich umgebracht. Ja. Alles gut. Und … darf es trotzdem weh tun? Nein, es beschäftigt mich nicht jeden Tag, auch nicht jede Woche und nicht mal jeden Monat. Aber manchmal. Und, es ist manchmal auch komisch keine Eltern mehr zu haben und auch keine Kinder.

So. genug. musste mal raus.

Zurück in Berlin.
Und die Einsamkeit und die Angst und das Gefühl zur Ersticken sind zurück.
All das, was in den Tagen in Marseille gut war, das kleine zarte Pflänzchen der Lust wieder Kunst zu machen, das Gefühl ich kann mich etwas spüren, den Ansatz von Entspannung: weg.
sobald ich in den ICE gestiegen bin, Alles grau und hart, spürte ich die Verzweiflung und den Schmerz wieder kommen.
Ja, ich bin krank, das macht mich verletzlich, ja, aus dem “Urlaub” wieder kommen ist immer weird. Und nein, diese Leere, die ist dieses Mal sehr leer.Dann kommt diese blöde Corona Erkrankung dazu, die macht, dass ich nicht rausfahren kann, nichts arbeiten kann, nicht zu tanzen gehen kann.

und: vielleicht ist meine Seele nicht so schnell wie ICE und TGV und brauche ich noch ein bisschen bevor ich hier ankomme …

Vor 2 Jahren hatte Claudia einen Schlaganfall, ich bekam ein paar Tage später Covid, Kerstin kam mir helfen und fühlte sich in dem Moment schon krank und war eine Tag späte dann richtig krank. 

Vor 2 Wochen hatte Claudia einen Schlaganfall, ich bekam ein paar Tage später Covid, Kerstin hat mich gestern am Gesundbrunnen abgeholt, fühlte sich schon krank und liegt jetzt krank im Bett.
Darf ich das Alles super weird finden bitte?

Morgen möchte ich zum Dyke March. Dazu muss ich mich wesentlich besser fühlen. Am besten ich plane nichts. Denn das klappt in der letzten Zeit nie so wirklich gut.

Ich habe die  3 Living Autobiography Bücher von Deborah Levy gelesen, zwei davon in den zwei letzten Tagen.  Wunderbar.
In irgendeinem Guardian Artikel hatte ich mal gelesen, dass Frauen Levy teilweise als so eine Art von Wegweiserin sehen, sie um Lebensrat fragen möchten … ja, das kann ich gut nachvollziehen. Mir haben die Bücher zu denken gegeben und teilweise habe ich kurz die Luft angehalten weil ich etwas so tief wiedererkannt habe, dass es fast zu viel war. Literatur ist magisch. Wenn es keine Literatur gäbe wäre ich schon tot. 

 

             

 

ich möchte

Kunst machen

schlafen

im Meer schwimmen

tanzen

meditieren

sitzen

lesen

liegen

langsam gehen

ausruhen

entspannen

loslassen

ich kann das nicht so gut. sobald ich ein wenig Energie habe komme ich in einen „ich muss noch“ Modus rein.
Und überfordere mich masslos.
So wie heute.
Hatte in der Nacht Halsschmerzen und bin dann doch durch die Hitze die 5 km zum Strand gelaufen und war im Meer … bis dahin noch alles ok (naja, auch top much aber mir war noch nicht so schlecht). Auch das Sandwich kaufen (lecker) und essen am Meer war ok … und dann hätte ich sofort in den Schatten gemusst … aus mir im Nachhinein nicht erklärlichen Gründen bin ich in der Sonne geblieben und noch weiter gelaufen … mit einem viel zu schweren Rucksack, in der Mittagshitze, ohne Wasser …

zu spät habe ich mir einen Uber bestellt und bin zurück in mein Airbnb …Jetzt liege ich seit Stunden auf dem Bett mit Kopfschmerzen und Übelkeit …. Hello Sonnenstich …
Und ich verstehe es nicht.
Was treibt mich? Was in mir will immer wieder rennen? Wieso kann ich nirgendwo mal ankommen? Entspannen. So wirklich. Ich habe noch eine Körpererinnerung wie sich das anfühlt. Und ich will das wieder spüren.
Ausatmen. Statt Luft anhalten.
Mich sicher fühlen statt in hab Acht Stellung sein.
Loslassen ohne die Angst sofort wieder weg zu müssen.

Marseille … die zweite …

Ich bin seit Mittwoch in Marseille.

Auf der Fahrt hierhin bin ich mehrfach in Tränen ausgebrochen, aus einer Erschöpfung raus, die ich so noch nicht erlebt, erfahren, gespürt hatte. Und vielleicht auch aus einer Traurigkeit heraus. Einem Verstehen auf einem anderen level, einem Mitleid, und zwar dieses Mal für mich. Kein Selbstmitleid im deutschen sinne, sondern: self-compassion. Interessant wie die deutsche Sprache kein Wort dafür hat … wie passend auch.

Bis Baden-Baden und den Umstieg auf den TGV war ich wie neben mir, verzweifelt, so, dass ich nur nach Hause wollte, auf mein Sofa und da unendlich lange schlafen. Nur noch schlafen. niemanden mehr sprechen, nie wieder telefonieren mit Menschen die nur unterwegs mit nervigen Hintergrundgeräuschen telefonieren können, keine Messages mehr schreiben weil ich denke ich muss, einfach NICHTS.
leave me the fuck alone. Hört aus an mir zu zerren, ich habe nichts mehr zu geben.

Aber: ich sass in einem überfüllten, unterkühlten, grauen sehr deutschen ICE… Wie auf auto Pilot hatte ich es geschafft. mit Auto nach Prenzlauer Berg, dann zu fuss mit Rollkoffer über die Brücke zum Gesundbrunnen, Buch gekauft, und in den IcE gestiegen.

Am Tag davor war ich auf dem Weg aus Althüttendorf in ein Unwetter geraten. Die Autobahn war schwarz vor Regen, sehen konnte ich ausser dem Rücklicht des LKWs vor mir, nichts.
Nichts. Dass ich keine Panikattacke hatte war pure Überlebensstrategie.

Das hat mir die letzte Energiereserve die ich hatte gekostet.Ich wusste vorher nicht was es bedeutet alle zu sein. Fertig. k.o.

Nix mehr da. Nix mehr zu geben.

In Marseille angekommen, mit 45 Minuten Verspätung, Nachts bei 30 Grad, bin ich zu Fuss zu meinem Airbnb, weil ich zu erschöpft war mir einen Uber zu organisieren …Dann hoch 4 Etagen, Wendeltreppe.

Zwei Tage habe ich gebraucht bevor der Tunnelblick, die Übelkeit und das Wanken beim Gehen weg waren.

Ok bin ich noch immer nicht. Doch, so ein bisschen.

Aber ich habe keine Angst mehr nicht mehr wach zu werden wenn ich schlafe …

Schwimmen im offenen Meer von einem Boot aus hat geholfen.

Kontakt mit Fremden hat geholfen.

Merken was ich mir entsage um zu gefallen tut weh und hilft. Und damit aufhören hilft.
Ich bin wütend. Das ist gut. Und ich weine. Ein anderes Weinen. Es ist wichtig zu weinen. Ich muss weinen. Ich habe viel worüber ich weinen kann und endlich mal sollte.

Bücherläden voller junger Menschen die sich für Literatur interessieren helfen.

Lesen hilft.

Ich identifiziere mich das erste Mal seit mehr als einem Jahr, nein, seit Jahren, wieder mit dem Wort Künstlerin.

Denn das bin ich.
Noch immer. Wieder.
Ich hatte mich verloren.

Ich bin wieder auf der Suche. Dieses Mal nach mir.

Und: Wenn ich Dir dabei zufällig begegne ich das schön.
Wenn nicht dann ist das so.
Ich möchte mich nie wieder so verlieren. für niemanden.

 

 

Lonley

Ich habe mich selten einsamer und trauriger gefühlt als heute.

etwas ist gar nicht ok und ich weiss nicht was …

urlaubsreif …

… dankbar für meine Gesundheit …
und für so vieles mehr …

Das Leben ist echt nicht langweilig gerade, und Vieles ist schön und dann passiert wieder etwas, was mich ganz schön traurig macht und meine Perspektive ändert …
C. wieder mit „kleinem“ Schlaganfall im Krankenhaus .. seit Samstag …
Ich habe nichts Schlaues dazu zu sagen …
Nur sehr viel Traurigkeit und Mitgefühl.