Autor: admin

verlorenes Jahr

Gestern Abend wurde mir bewusst dass ich ein Jahr „verloren“ habe.

Ende 2023 habe ich zwei Sachen erlebt, die mich vollständig aus der Bahn geworfen haben, mich in einen Zustand von emotionalem flashback gebracht haben in den ich immer wieder reinrutschte, teilweise auch ausgelöst von Aktionen von Menschen, die mir wichtig sind  … durch Sätze, durch die ich mich ausgegrenzt, ungeliebt, nicht gewollt, weggeschoben fühlte … in situationen in denen ich genau das Gegenteil brauchte.

Es war vieles echt scheisse, was mir begegnete. Gestern abend habe ich ein seltenes Foto von mir selber entdeckt, aus dem april 2023, wo ich hoffnungsvoll und lebendig aussehe, wie ein Mensch, der sich eine zukunft vorstellen kann, ein Mensch der denkt auf dem richtigen Weg zu sein — und nichts von dem, was damals meine Hoffnung war ist geblieben.
Ich habe so viel verloren. Und nicht Alles davon ist meine Verantwortung und mein Tun gewesen.
Und, ja, ich bin für Vieles dankbar, aber dafür nicht.
Mir sind zu viele „Neins“ begegnet in den letzten 12 Monaten.

ich wünsche mir ganz viele „Ja“ Worte im neuen Jahr, von meiner Seite aus und auch ausgesprochen an mich.
Ein Rauskommen aus dem Dunkel ins Licht. Ich wünsche mir Freundschaft und Austausch und freudiges Lernen und Bewegung und, ja, auch Liebe. Vielleicht auch mal gegenseitige Liebe. Wie schwer es mir fällt diesen Satz zu schreiben. Weil ich nicht dran glaube. Weil ich mich selber nicht mehr mag.
Dieses Gefühl dass „alles zu spät“ ist, dass es keinen Sinn mehr macht …  das Gefühl ist so schwer zu ertragen und noch schwerer ist es liebevoll mit mir zu sein und nicht ausreden zu suchen sondern zu verstehen, mit Mitgefühl, dass ich verdammt nochmal wirklich traumatisiert bin. Das Wort ist so abgelutscht und jeder möchte heute traumatisiert sein … ich wäre es wirklich lieber nicht.
Mir wurde auch klar wie tief in mir verwurzelt die Überzeugung ist, dass ich mich doch nur zusammenreissen woll und dass es meine Faulheit oder so was ist, dass ich nicht „weiter komme“, dieses nicht akzeptieren wollen, dass ich tatsächlich „anders“ bin. Dass ich traumatisiert bin und dass das reelle krasse Auswirkungen auf mein Leben hat.
Dass ich durchaus auch mal liebevoll auf mich schauen darf. Und sagen darf: was für eine Scheisse!

Gross Umstadt im April 2023
Das war eine gute Zeit.

Alle Bilder hier drunter sind auch aus 2023

ich mache da weiter wo ich vor Jahren aufgehört habe.
Es sind keine Wunder passiert in der Zwischenzeit.
Und: es ist ok.
Ich kann mich nicht weiter entwickeln wenn ich nicht weiter mache.
Aufhören mich selber schlecht zu machen, mich zu „shamen“ damit ich den anderen denen ich unterstelle, dass sie es gerne tun würden, zu vor komme.
Unter dem Motto; ja ich weiss meine Kunst ist keine.
Diese Stimme darf jetzt mal schweigen.
Wenn ich Lust habe zu fotografieren dann ist das mein ding. Meins. NUR meins. Es geht niemanden was an. Wem es gefällt: schön. Und auch das ist schlussendlich nicht so wichtig.
Ich nehme mir das zurück, was mir meine innere Stabilität gibt. Das, was ich mir habe nehmen lassen. Das was ich mir selber verweigert habe. Als eine Art Strafe. Für was? ich weiss es nicht. Irgendwann habe ich das, was mir immer wieder vermittelt wurde geglaubt. Und meinem Gefühl nicht mehr geglaubt. Und dann war es vorbei mit der Lust, der Neugierde, dem einfach machen.
Ich beschütze das was mir wertvoll ist jetzt.
You can look, but you cannot touch.

genug

ich bin stadtmüde.
und ich nehme dieses Gefühl ernst.
seit Monaten versuche ich es zu Überfühlen. also, mir einzureden wie toll es ist in Berlin zu sein. Kunst, Kultur, viele unterschiedliche Menschen, party … und: nein. ich habe keine Lust mehr. Es gibt mir nichts.
Konsum. Konsum. Konsum. nirgendwo sitzen ohne was zu kaufen vorher. Asphalt. Dreck. zu viele Menschen. zu laut. zu viel. und: ich bin dazu noch gelangweilt.

und: es ist ok so. ich bin erleichtert zu sagen: ich will es anders. ich wünsche es anders. und ich werde etwas fundamental verändern müssen.
ich brauche mir nichts mehr vormachen und niemandem etwas beweisen.

ich liebe es in der Natur zu sein. ich liebe Wasser, Ruhe, Bäume, Tiere, das Gefühl abends wenn ich den ganzen Tag draussen war und mich bewegt habe, die Luft, diese andere Art der Müdigkeit. Ja, Landleben kann scheisse sein. Ja: und ich brauche Natur und mehr Wildnis in meinem Leben. Viel mehr.

enough is enough.
und das gilt für so manches in meinem Leben.

gestern sagte ich: ich mache MIR MEIN LEBEN jetzt schön.

Kinder
habe ich nicht.
Ich bin ok damit.
Und …
Manchmal wenn zufällig ein kleines Kind mit mir spielen möchte,
die kleinen Hände, Beine, Füsse auf mir rumkrabbeln möchten,
ein kleines lebendiges Wesen auf meinen Rücken klettert
Dann haut mich das um. 

In Marseille, bei einer Bootstour bei der wir auf offenem Meer vom Boot schwimmen konnten, hat ein kleines 6 jähriges Mädchen ihre Eltern angebettelt auch ins Meer zu dürfen. Die Eltern wollten nicht schwimmen, der Vater war seekrank, der Mutter war das Wasser zu kalt (lauwarmes Mittelmeerwasser) und dann haben die Eltern mich gefragt ob ich mit der Kleinen schwimmen würde und auf sie aufpassen würde. Ja. Würde ich.
wir waren fast eine Stunde zusammen im 7 Meter tiefen Meer, und die Kleine hat irgendwann angefangen an mir zu zerren, auf meinem Rücken mitzuschwingen, mit mir im Meer zu spielen. Es hat mich irgendwo so tief bewegt, diese Lebendigkeit, das Vertrauen, das Offene, und dann diesen kleinen lebendigen Körper … in dem Moment merkte ich, ja, es wäre schön gewesen wenn …
Ein unverdautes Thema.
Niemand möchte mit mir darüber reden. Und ich weiss nicht wieso. Wenn das damals geklappt hätte und ich keine Fehlgeburt gehabt hätte wäre sie jetzt 16. Ja, klar, ich wäre nie aus dieser furchtbaren Beziehung rausgekommen, und ich wäre wahrscheinlich eine nicht-gute Mutter gewesen und es hätte mich wahrscheinlich umgebracht. Ja. Alles gut. Und … darf es trotzdem weh tun? Nein, es beschäftigt mich nicht jeden Tag, auch nicht jede Woche und nicht mal jeden Monat. Aber manchmal. Und, es ist manchmal auch komisch keine Eltern mehr zu haben und auch keine Kinder.

So. genug. musste mal raus.

Zurück in Berlin.
Und die Einsamkeit und die Angst und das Gefühl zur Ersticken sind zurück.
All das, was in den Tagen in Marseille gut war, das kleine zarte Pflänzchen der Lust wieder Kunst zu machen, das Gefühl ich kann mich etwas spüren, den Ansatz von Entspannung: weg.
sobald ich in den ICE gestiegen bin, Alles grau und hart, spürte ich die Verzweiflung und den Schmerz wieder kommen.
Ja, ich bin krank, das macht mich verletzlich, ja, aus dem “Urlaub” wieder kommen ist immer weird. Und nein, diese Leere, die ist dieses Mal sehr leer.Dann kommt diese blöde Corona Erkrankung dazu, die macht, dass ich nicht rausfahren kann, nichts arbeiten kann, nicht zu tanzen gehen kann.

und: vielleicht ist meine Seele nicht so schnell wie ICE und TGV und brauche ich noch ein bisschen bevor ich hier ankomme …

Vor 2 Jahren hatte Claudia einen Schlaganfall, ich bekam ein paar Tage später Covid, Kerstin kam mir helfen und fühlte sich in dem Moment schon krank und war eine Tag späte dann richtig krank. 

Vor 2 Wochen hatte Claudia einen Schlaganfall, ich bekam ein paar Tage später Covid, Kerstin hat mich gestern am Gesundbrunnen abgeholt, fühlte sich schon krank und liegt jetzt krank im Bett.
Darf ich das Alles super weird finden bitte?

Morgen möchte ich zum Dyke March. Dazu muss ich mich wesentlich besser fühlen. Am besten ich plane nichts. Denn das klappt in der letzten Zeit nie so wirklich gut.

Ich habe die  3 Living Autobiography Bücher von Deborah Levy gelesen, zwei davon in den zwei letzten Tagen.  Wunderbar.
In irgendeinem Guardian Artikel hatte ich mal gelesen, dass Frauen Levy teilweise als so eine Art von Wegweiserin sehen, sie um Lebensrat fragen möchten … ja, das kann ich gut nachvollziehen. Mir haben die Bücher zu denken gegeben und teilweise habe ich kurz die Luft angehalten weil ich etwas so tief wiedererkannt habe, dass es fast zu viel war. Literatur ist magisch. Wenn es keine Literatur gäbe wäre ich schon tot. 

 

             

 

ich möchte

Kunst machen

schlafen

im Meer schwimmen

tanzen

meditieren

sitzen

lesen

liegen

langsam gehen

ausruhen

entspannen

loslassen

ich kann das nicht so gut. sobald ich ein wenig Energie habe komme ich in einen „ich muss noch“ Modus rein.
Und überfordere mich masslos.
So wie heute.
Hatte in der Nacht Halsschmerzen und bin dann doch durch die Hitze die 5 km zum Strand gelaufen und war im Meer … bis dahin noch alles ok (naja, auch top much aber mir war noch nicht so schlecht). Auch das Sandwich kaufen (lecker) und essen am Meer war ok … und dann hätte ich sofort in den Schatten gemusst … aus mir im Nachhinein nicht erklärlichen Gründen bin ich in der Sonne geblieben und noch weiter gelaufen … mit einem viel zu schweren Rucksack, in der Mittagshitze, ohne Wasser …

zu spät habe ich mir einen Uber bestellt und bin zurück in mein Airbnb …Jetzt liege ich seit Stunden auf dem Bett mit Kopfschmerzen und Übelkeit …. Hello Sonnenstich …
Und ich verstehe es nicht.
Was treibt mich? Was in mir will immer wieder rennen? Wieso kann ich nirgendwo mal ankommen? Entspannen. So wirklich. Ich habe noch eine Körpererinnerung wie sich das anfühlt. Und ich will das wieder spüren.
Ausatmen. Statt Luft anhalten.
Mich sicher fühlen statt in hab Acht Stellung sein.
Loslassen ohne die Angst sofort wieder weg zu müssen.