Am Donnerstag habe ich in einer Mail einen Satz laut „ausgeschrieben“ der schon lange in mir nach Ausdruck schreit … in dem Moment wo ich auf „senden“ geklickt habe, hat sich in mir etwas bewegt.
Meine Seelenarchitektur hat sich verändert … Wie nach einem Erdbeben, das Alte ist eingestürzt, das Neue steht noch nicht …
Ich bin erstmal abgestürzt … massiv … und dann habe mich gezwungen zum Gaga tanzen in Dock11 zu fahren, wollte eine „Normalität“ wieder erzwingen … Dann wurde die Stunde abgesagt, als wir schon alle im Saal saßen … ich bin wieder nach Hause, völlig innerlich desorientiert … und bin weiter abgestürzt, mich so fremd gefühlt, wurde fast panisch … und erinnerte mich, dass schlafen meinem Hirn hilft … ich habe mich gezwungen mich hinzulegen … habe geschlafen, tief und fest, ich habe mich gehalten, ich mich, habe keine Mails verschickt, niemanden angerufen.
Und dann bin ich abends alleine nach Mitte gefahren, habe mir ein paar Ausstellungen im Fotografiska angeschaut, mich weiter total fremd und entfremdet gefühlt, eine Fremde in einer Stadt, in der ich seit 24 Jahre lebe… ich bin dann wieder nach Hause gefahren, mit dem Rad, erinnere mich nicht mal wie ich nach Hause kam, Alles war anders, draußen, in mir …
die Koordinaten verschoben.
Am Freitag, ja, was war da … ? Auch mit einem total komischen Gefühl wach geworden, fremd. Ich mir. Alles mir. Nichts fühlt sich an wie vorher. Kurze Panikmomente. Viel Traurigkeit und Herzschmerz … und dann bin ich zu dem „Decoding embodiment“ workshop von Alvin Colantes und Thesea Rigou im KW, zu dem ich mich angemeldet hatte und dann dachte: das schaffe ich nicht, mich bewegen, mit fremden Menschen, in einer Ausstellung, und keine Ahnung wie es sein wird… und ich habe mich gezwungen hinzufahren. Und dann hat Alvin mich umarmt mit einem „how nice to see you again“ und dann habe ich gemerkt, dass ich keine Angst habe vor anderen Menschen und mich traue und es sich nicht mal mehr anfühlt wie trauen und ich improvisieren konnte, und mich bewegen konnte und einfach sagen konnte, dass ich ein gebrochenes Herz habe und es war ok … und dann die letzte Übung wo wir uns anfassen und fallen lassen konnten, die Augen schließen, nur Körper und Loslassen und spüren … da habe ich mich wieder gespürt … kurz. Wie sehr mir Körpernähe fehlt …
Dann nach Hause, Alles noch weirder, fremder, so eine Einsamkeit … abends spät in Gretchen. „Lesbian Visibility day“ party. Im dem kleinen Raum gab es Techno, dark, gut. Getanzt. Gemerkt wie sehr meine Sehnsucht mich innerlich zerreißt, wie ich noch so ein bisschen nicht ganz so da war wie ich bin, suche, und dann wieder freuen über all die Frauen. Das erste Mal seit langen die Sehnsucht auch wieder jemanden küssen zu wollen. Geliebt zu werden von der gleichen Person, die ich auch liebe.
Das bekomme ich nicht gut hin in dem letzten Jahren …
Und, ich habe mich gefreut über all die Frauen, die Lesben, das Tanzen und ich war gleichzeitig nicht ganz dazu gehörend. Ein Abstand. Und irgendwann wollte ich nur noch nach Hause. Safe space bei mir in meiner Wohnung mit meinen Katzen. Die Uber Fahrt hat gefühlt ewig gedauert, dabei fuhr der Typ echt schnell … Mein Herz und meine Seele brauchten ganz schnell ganz krass Schutz …
zuhause Tee getrunken und dann: Konnte nicht einschlafen, lag frierend eingerollt im Bett, kam nicht zur Ruhe, kein safe space in Kopf … Alles Anders und fremd- Samstag genauso. Dann auch noch Streit mit K., einen den ich vorausgefühlt habe, mein Lieben einer Frau, die mich nicht liebt und K´s Gefühle zu mir, oder ihre Befürchtungen was mich angeht, dass das mal Crashen würde, das habe ich schon seit einer Zeit gespürt …
Noch etwas, was dann ganz plötzlich verändert war …, weil ich etwas in mir verschoben habe, ganz heftig verschoben, verändert … fühlbar für die Menschen um mich rum. Und, die die mir nah sind, fühlen sich auf einmal auch „weird“ …
Und dann nachmittags Treffen mit P. zum Gallery Weekend. Zu viele Menschen, gefühlt alte, veraltete, Geschichten, alte Identität, altes Leben. Kunst, die langweilt.
irgendwann wieder: ich will nach Hause, in meine Wohnung, in meinen safe space… so schnell wie möglich. Habe geschlafen von 18:30 bis 21 Uhr auf meinem Sofa und dann ins Bett …
In der Esther Schipper Galerie dachte ich: wer ist diese Frau? Damit meinte ich mich. Wer bin ich? Was ist passiert in mir? Ein timeline leap?
Dann wurde mir erst klar: dieser Satz, den so klar zu schreiben, das hat mich verändert. Forever.
Ich hatte Angst und habe sie noch immer, denn ich gehe immer davon aus, dass etwas „Schlechtes“ passiert, etwas, was mich wieder klein machen wird, mich beschämen, mich verletzen …
Und ja, das kann sein … und: es ist etwas passiert in mir, was nicht rückgängig zu machen ist
Heute morgen wieder so bizarr wach geworden mit dem Gedanken: kann ich bitte wieder mich normal fühlen …
Der Schmerz, die Sehnsucht …
Dann mit P. nach Althüttendorf gefahren. dort am See fragt sie mich ob ich mich safe bei ihr fühle … und ich dachte, ja, ist eigentlich ok mit ihr, und dann haben wir geredet ein bisschen über das, was war mit uns vor 8 Jahren. Was es getan hat, mit ihr, mit mir. Und ich fing an zu weinen. Und mir wurde auf einmal klar, dass ich damals mein Herz geschlossen habe, um weiter leben zu können. Mir die Liebe verboten habe …, weil es nicht möglich war … Und ich seitdem so lebe. Mit geschlossenem Herzen. Und langsam öffnet es sich. Für mich, für mein Leben, und halt auch, immer wieder für eine Frau, die mich nicht liebt. Heute Abend nach dem Training, während dem ich mich auch so total anders, weird, komisch, verschoben, gefühlt habe und dachte, wieder: kann ich bitte wieder normal sein … also, danach auf dem Rad nach Hause kam mir ein Wort: „Freiheit“.
Ich bin frei. Es ist mein Leben. Meins.
Meine Seele hat sich befreit.
Ich möchte mich nicht mehr fühlen wie vorher.